Familienfreundlich !?

Das große Kind wurde in Baden-Württemberg geboren, das kleine Kind in Schleswig-Holstein.
Der Mann orientierte sich beruflich neu. Dem Arbeitgeber war es egal, wo er sein Büro aufschlagen wird, es war ja klar, dass der Mann auf jeden Fall bundesweit tätig sein muss. Also durfte ich praktisch den Finger auf die Deutschlandkarte halten und in diese Stadt durften wir umziehen.
Mein Finger landete bewusst auf Dresden.

Natürlich spielt sicherlich auch "Heimat" eine Rolle, die Familie sowieso, aber ein Hauptgrund war die Lebensqualität für Familien mit Kindern. Das kleine Kind war 2 1/2, das Große fast 8 Jahre alt.

Wir fanden eine große wunderschöne Altbauwohnung mit Garten zu einen Mietpreis, für den man in Hamburg, München, Frankfurt oder Stuttgart wahrscheinlich noch nicht einmal eine 2-Zimmer-Wohnung ohne Balkon bekommt.

Ich spazierte in die nächstgelegene Kita und meldete völlig problemlos mein kleines Kind da an. Die Grundschule vom großen Kind steht gleich um die Ecke. Ich konnte mir aussuchen, wieviele Betreuungsstunden ich benötige, die Kita hat von 7.00 Uhr bis 17.30 Uhr geöffnet. Der Hort in der Grundschule ebenso. Warmes Mittagessen und am Nachmittag ein Snack (Brote, Obst oder Kuchen) selbstverständlich.
Schließzeiten ? Was ist das denn ? Die Kitas haben hier fast alle immer geöffnet, in allen Ferien, zu allen Zeiten. Weihnachten wird eine Notbetreuung eingerichtet, d.h. mehrere Kitas zusammengefasst.

Die Minis gingen mit dem Kindergarten zum Schwimmunterricht und können das Seepferdchen machen.
Die Vorschulkinder bekamen eine extra Förderung. Das gesamte letzte Kitajahr wurden sie auf die Schule vorbereitet mit kleinen Lerneinheiten und vor allem mit vielen Ausflügen in die Stadt, in die Natur und Veranstaltungen.
Die Gebühren liegen je nach Betreuungszeit zwischen 50,00 - 150,00 € monatlich + Essengeld. Beim zweiten Kind wird es preiswerter.

Ich habe immer nur in Teilzeit gearbeitet, weil ich mich gerne auch selbst mit meinen Kindern beschäftigen wollte. So brauchte ich nie die volle Betreuung,  aber für mich war der Kindergarten- bzw. Hortbesuch immer selbstverständlich. Die Kinder sind unter sich, sie lernen viel und haben Spaß und lernen eine gewisse Selbständigkeit.

Und die Ferienbetreuung ist einfach genial (noch!).

Auszug aus dem diesjährigen Programm:

  • Schwimmbad
  • Verkehrsmuseum - Sonderausstellung Zugpferde








Und das alles für die normale monatliche Hortgebühr - ohne Aufpreis.

Wenn ich das alles selbst mit meinen Kindern unternehmen müsste, blieb mir zum Arbeiten keine Zeit und ich wüsste ehrlich auch nicht, wie ich das dann alles bezahlen sollte.

Um es mal auf den Punkt zu bringen. Das Leben mit der Familie hier in Dresden hat(te) paradiesische Züge.
Leider "hatte".  Ich kann sehr dankbar sein für diese Zeit. Mittlerweile gibt es auch hier lange Wartelisten für Kitaplätze. Das Schwimmen wurde schon in vielen Kindergärten eingestellt, auch sonst merkt man, dass Geld an allen Ecken fehlt. Die Gruppen werden größer, die Vielfältigkeit der Betreuung kleiner. Manche Kitas verkommen zur reinen Abstellmöglichkeit für Kinder. Und das sogenannte freie/offene Konzept - das im sächsischen Bildungsplan so gefeiert wird - dient einigen nur dazu, jeglichen Einsatz einzustellen. Ein Beispiel: im Namen der freien Entfaltung dürfen die Kleinen essen, wann sie möchten. Nun frage ich, welches 3 oder 4-jährige Kind freiwillig sein Spielen unterbricht und essen geht und wenn man dann zu Hause auf gemeinsame Familienmahlzeiten setzt, kommt man in Erklärungsnot. Ich denke auch, dass besonders die Kleinsten noch einen Gruppenverbund brauchen, Bezugspersonen und nicht orientierungslos im gesamten Komplex verloren gehen.
Zum Glück sind wir da jetzt raus.
Aber in die richtige Richtung kann diese Entwicklung doch nicht gehen...

Auch das noch 1)
Natürlich geht es nicht ohne den Einsatz der Eltern. 
Da ich den Luxus der freien Zeiteinteilung meiner Arbeit habe, begleite ich schon von Anfang an regelmäßig die Gruppen bei Ausflügen und früher habe ich dafür auch mal einen Tag Urlaub eingeschoben..

Auch das noch 2)
Obwohl ich keine Werbung mache, doch eine kleine Werbung für Dr. Quendt, nachdem ich mich nun auch selbst in der Firma umschauen durfte. Ein mittelständisches Familienunternehmen in Dresden, mit regionalen Zulieferern. Besondere Spezialität neben Russisch Brot und Stollen sind die Dinkelchen. Mini-Naschereien mit Dinkelmehl und Schokoladenüberzug - eine Erfindung von hier und super lecker!
Schaut doch mal nach in eurem Supermarkt!


Freitagsspruch:

Erziehung besteht aus zwei Dingen: 
Beispiel und Liebe.

Friedrich Fröbel







Kommentare

  1. Anonym9.8.13

    Das scheint Eure Traumstadt zu sein!!!
    Ich denke auch, das wenn man es sich schon "aussuchen" kann, man sie bewußt Informieren sollte, bevor man umzieht.
    Wir wohnen auf dem Lande und unsere Kitas/Schulen etc. sind starre Institutionen und die Kinderzahlen rückläufig, das es schon schließungsgerüchte gibt. Ich bin dann schon ganz froh, das meine Jüngsten schon die 2. Klasse besuchen und wir somit davon nicht mehr betroffen. Doch das Leben auf dem Land hat leider an Attraktivität verloren
    >>> Schade!!!
    Ich wünsche Euch ein schönes WE
    *knutscha
    scharly

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  2. Niki9.8.13

    leider ist die entwicklung nicht zu übersehen...unverständlich, dass man schon errungenes ohne verstand wieder aufgibt. die fotos sehen nach glücklichen ferien aus. quendts naschereien stehen selbstverständlich immer bei uns im schrank - ist doch klar. herzlich niki

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  3. Hallo Gretel,
    ich bin froh, dass wir mit diesem Thema nichts mehr zu tun haben, denn die Tochter meines Mannes ist jetzt fast 19 Jahre alt. Mir tun die jungen Familien und noch mehr, die Alleinerziehenden leid, die versuchen müssen Arbeit, Haushalt und Familie unter einen Hut zubringen, was oft sicher einer Zerreißprobe gleicht. Da hast Du ja wirklich noch Glück gehabt, was da alles geboten worden ist-enorm.
    Mir hat Dein Post sehr gut gefallen!
    Liebe Grüße, Ophelia

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  4. Oh, die Dinkelchen kommen quasi von euch??? Wir mögen die hier alle sehr! Ich habe ehrlich gesagt noch nie nachgesehen, wer sie produziert.
    Dr. Quendt scheint eine Art Kollege von "unserem" Dr. Oetker zu sein. *grins*
    Das hört sich wirklich gut an, was du von eurer KiTa erzählst. So eine habe ich hier im Umfeld noch nie erlebt. Es gibt allerdings ganz gute Offene Ganztagsschulen - die Kathi hat ihr Jahrespraktikum in einer solchen absolviert. Da gab es auch eine komplette Ferienbetreuung mit super Ausflügen, Kreativworkshops u.a. Auch während der Schulzeit war die Betreuung schon gut, es gab eine Menge AGs, die die Kinder für eine begrenzte Zeit auswählen durften (begrenzt deshalb, weil sie mal wechseln sollten, damit alle mal alles ausprobieren konnten). Leider hat der Träger zum letzten Halbjahr das Budget erheblich gekürzt, so dass einige AGs dann gar nicht mehr statt finden konnten. Schade.
    Momentan wird überhaupt sehr viel in der Kinder- und Jugendarbeit gekürzt und - ja, ich stimme dir zu: in vielen Kindergruppen wird überwiegend "aufbewahrt". :-((
    Liebe Grüße vom
    LandEi

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  5. Ein wunderschöner Post. Danke fürs Teilen.
    Umso mehr Wehmut kommt hoch wenn einem klar wird, dass sich die Kinderfreundlichkeit mehr und mehr reduziert. Soooo schade.
    Ich freue mich für Dich, dass Deine Kinder das erlebt habe. Genial.
    Mein Betreuungsplatz ist noch immer unklar - 1 Woche vor Beginn der Schule.
    Hab ein schönes Wochenende.
    Ganz liebe Grüße
    Kirsten

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  6. Beim Lesen schon mit den Hufen gescharrt. Schade, dass Kitas nicht genügend aufklären oder das Konzept der Offenen Arbeit falsch umsetzen. Schade! Auch im Rahmen eines solchen Konzeptes kann und muss Kleingruppenarbeit stattfinden (es ist natürlich wichtig, dass die Kleinsten auch unter sich sein können, genauso wie die Ältesten...) und die Erzieher haben Sorge zu tragen, dass die Kinder frühstücken und sich in einem bestimmten Zeitraum auch z.B. im Bistro (wo auch immer gefrühstückt wird) einfinden. Es ist doch schön, dass Kinder nicht gezwungen sind, in einer Gruppe zu essen. Im Gruppenraum auch noch. Und immer nur mit den Kindern aus der jeweiligen Gruppe. Oftmals passt das gar nicht. Ist es nicht super, dass die Kinder lernen Verabredungen (mit anderen Kindern) zu treffen, indem sie ausmachen,wann sie frühstücken gehen? Verhandeln mit der Erzieherin - ich baue jetzt noch den Turm fertig, danach komme ich zum Frühstück. So in der Art. Es würde jetzt den Rahmen sprengen, all meine Gedanken einzutippen. Aber ich stehe komplett hinter dem offenen Konzept, wenn die richtigen Erzieher in der Einrichtung arbeiten, die dahinter stehen und das leben können. Funktionsräume. Überleg doch mal! Wie toll ist so etwas denn? Das Kind kann sich richtig ausprobieren, weiterentwickeln, lernen. Und muss nicht eingequetscht in einer Miniecke bauen, umgeben von Puppenspielerinnen und wasnichtnochalles. Das hat aber alles nichts mit Aufbewahrung oder so zu tun. Sollte jedenfalls nicht.

    Es gibt natürlich auch Kinder, die andere Strukturen benötigen.

    Trotzdem kann ich zustimmen, dass überall gekürzt wird. Insgesamt bin ich sehr unzufrieden damit, dass Stellen auf Teufel komm raus geschaffen werden und da die Erzieher eingestellt werden, die möglichst spontan zu haben sind. Heute Bewerbungsgespräch, morgen soll die neue Gruppe eröffnet werden. Da kann man nicht mehr von Qualität sprechen. Da wollte ich mein U3 Kind nicht sehen. Horte werden abgeschafft, die Kinder müssen in Ganztagsschulen. Da ist nix mehr von wegen familiär und das Kind sehen etc. Das ist Aufbewahrung. Genau DAS!

    Ich hab wohl den Faden verloren. Ist halt mein leidenschaftliches Thema. ;)

    Liebe Grüße und ein schönes Wochendene!
    Tanja

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  7. Also ich denke auch, dass sich die Leute, die sich das Konzept erdacht haben, Positives und Wertvolles in die teilweise verkrusteten Strukturen bringen wollten. Ich glaube aber nicht, dass sich die Politiker im Bildungs- und Sozialministerium besonders für die kompetente Erziehung meiner Kinder interessieren. Dieses Konzept gab ihnen die Möglichkeit, mit noch weniger Personal mehr Kinder zu betreuen unter einem schicken Deckmantel.

    Egal welche Fragen oder Anregungen Eltern haben, alles wird im Namen des offenen Konzepts abgebügelt. Ehemals engagierte Erzieherinnen mit guten Ideen sind frustriert, weil sie ausgebremst werden, die Kinder nicht mehr angeleitet werden sollen.
    Wenn Frau Mutti von Susikind nachmittags fragt, was die Tochter denn heute so gemacht hat, sagt die Erzieherin "Oh, die Susi hab ich heute gar nicht gesehen, bestimmt hat sie nett gespielt, wir haben ja hier ein freies Konzept." Und wenn Mutti von Max schüchtern anmerkt, dass der Sohn jetzt schon ein ganzes Jahr im Bauzimmer verbringt und ob er vielleicht mal zum Basteln, Singen oder Fußballspielen animiert werden könnte, wird das entrüstet abgelehnt, weil wir sind ja das freie Konzept. Keine Ansprechpartner, niemand kennt die Befindlichkeiten der Kinder.
    Im Hort trägt das noch heftigere Züge. Die Eltern kämpfen um die Hausaufgabenbetreuung. Wenn man 3 Schulkinder hat, möchte (kann) man sich nachmittags nicht mehr hinsetzen und sich mit den Hausaufgaben beschäftigen. Aber im Rahmen des freien Konzepts redet man uns ein, die Kinder können selber entscheiden, ob und wann sie Hausaufgaben machen. Nee - also wirklich nicht! Und es kommt nicht selten vor, dass die Erzieherinnen einfach im Gang zusammenstehen und quasseln, weil die Kinder fröhlich machen was sie wollen.
    Jegliche persönliche Verantwortung kann man schön mit dem Alibi des Konzeptes ablehnen.
    Und hier war vorher schon viel Freiheit da. Die vielen Arbeitsgemeinschaften am Nachmittag hat man alle abgeschafft. Da konnten die Kinder auch wählen, ob sie keramiken, tanzen, bauen oder nix machen wollten. Jetzt machen viele nur noch nix.
    In der Kita waren alle Zimmertüren offen, die Kinder durften gruppen- und raumübergreifend spielen,aber sie wussten, wo sie hingehören und wer immer ein offenes Ohr für sie hat.
    Also die Umsetzung ist katastrophal und ich denke, das ist politisch so gewollt. Wenn man das Konzept wirklich so umsetzen würde, wie es sich vielleicht mal schlaue Menschen ausgedacht haben, bräuchte man wahrscheinlich eher mehr Personal als weniger.
    Himmel - was ein Thema, man könnte sich wohl stundenlang darüber austauschen.
    Ja - ein leidenschaftliches Thema.
    Und man kann sich nur wünschen, dass du vielleicht bzw. hoffentlich die Möglichkeit bekommen wirst, es so umzusetzen, wie du es dir für die Kinder wünschst. Und man muss hoffen, dass es viele Erzieherinnen gibt, die das wirklich echte offene Konzept umzusetzen versuchen... lg

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  8. Ja das hört sich wirklich nach einem tollen Ort an - klar dass die Preise der Kita für mich UNGLAUBLICH sind - komme ja auch aus der Schweiz. Bei uns ist eine solche Betreuung meist so teuer, dass es einfach günstiger ist, die Mutter bleibt gleich zu Hause. Wenn man bei uns nicht Verwandte hat die auf das Kind schauen oder sich mit einer Freundin die Betreuung der Kinder teilen kann, dann kann eine Mutter praktisch nicht arbeiten gehen mit kleinen Kindern - ausser sie ist eine Spitzenverdienerin. In den Kindergarten kommen die Kids mit 4 bis 5 Jahren und das dann je nach Wohnort etwa 3 bis 4 Stunden pro Tag.

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  9. Anonym12.8.13

    Leider gibt es so etwas nur noch selten...
    Ich finde es schön wenn sich heute noch jemand gedanken um Kinder und Jugend macht. Es wird zwar immer gesagt sie sind unsere Zukunft aber kümmern tut es nicht wirklich jemanden...
    Ein Riesen Kompliment an euren Wohnort!

    Ganz lieben Gruß, Michaela

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  10. Ich glaube, dass jede Gemeinde, jede Stadt es selbst in der Hand hat: Will sie kinderfreundlich sein, dann gibt es einen Weg, Eltern zu unterstützen. Finanziell, personell und durch die Infrastruktur. Klar, jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden, und vielleicht fehlt durch die Unterstützung von Kindertagesstätten, Kindergärten und Ganztagsangeboten an Schulen dann beim Lieblings-Prestigeprojekt das Geld...

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