Immergrüne Halbschmarotzer



Ohne Misteln keine Weihnachten - bei uns.
Meist habe ich Zweige gekauft. Ich kann mich aber noch gut an so einige waghalsige Kletteraktionen erinnern.


Dieser  Baum ist jetzt Geschichte. Als ich mit dem Hund über die Plattenbauwiese schlenderte, sah und hörte ich gerade die Baumpfleger in Aktion.


Ich ging natürlich hin und gestikulierte gegen den Motorsägenlärm.
Keine Unterbrechung, nur ein lächelndes Nicken vom Mitarbeiter des Grünflächenamtes. ich raffte einen riesigen Mistelzweig in meine Arme und verschwand.
Glück muss man haben.


Und genau mit diesem Baum und dessen Mistelmitbewohnern verbindet mich ein Erlebnis, das mir ewig im Gedächtnis bleiben wird.

Ich schrieb schon oft, dass das große Kind einfach keine Angst kennt. Waghalsigkeit ist sein zweiter Vorname - höher schneller weiter..
Immer war und bin ich im inneren Konflikt: lassen oder bremsen. Meistens ist mir - hoffe ich - eine gesunde Mischung gelungen. 

Das große Kind war damals im Grundschulalter. Wir befanden uns mitten im Advent und ich bewunderte die Misteln auf dem Baum. Der größte Wunsch meines Sohnes bestand darin, mir auf der Stelle einen großen Zweig zu holen. Ich gab mein Ok und der Kleine kletterte los, immer höher und höher. Anfangs fand ich das noch toll, aber so langsam wurde mir heiß und zittrig. Das große Kind hörte nicht auf mit klettern, ignorierte meine Rufe, und ich wurde ein wenig hysterisch. Mir eilten Gedankenblitze durch den Kopf "was ist wenn der jetzt wegen dieser bescheuerten Misteln vom Baum fällt und sich was tut...." Zum Schluss hab ich nur noch gebrüllt "Komm runter, komm runter!"

Passiert ist nichts - im Gegenteil - das Kind war ganz enttäuscht, dass es seine Kletterei noch vor der Baumspitze abbrechen musste. Er überreichte mir stolz einen Mistelzweig.

Ein kleines vertrocknetes Ästchen davon habe ich bis heute behalten. Ich kann es einfach nicht wegwerfen.

Freitagsspruch:

Ein großer Teil der Sorgen besteht aus unbegründeter Furcht.
Jean Paul Sartre



Schönes Wochenende !






Kommentare

  1. Ein sehr schöner Post.
    Oh ja, diese Mischung aus Angst und Stolz ... Mama-Sein ist echt oft eine einzige Zerreißprobe. *seufz*
    Und dieses Jahr möchte ich auch einen Mistelzweig! (Aber lieber ohne Klettern ...) ;0)

    Liebste Grüße,
    Sonja

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  2. Moin Gretel!
    Nee, Mistel hatte ich lange nicht. Ist aber 'ne gute Idee.
    Da ich Höhenangst habe, wäre ich wohl komplett ausgerastet.
    Zum Glück ist nichts passiert.
    Liebe Grüße, Miriam

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  3. Huhu,
    die Geschichte vom Mistelzweig ist so toll geschrieben und ich erkenne mich. Was ich total lieb finde, dass du dich nicht trennen kannst, ginge mir genauso. Man verbindet mit diesen Lieblichkeiten der Kinder soviel, die muss man einfachbehalten.

    Ich werde nächste Woche zum Schweden fahren, da hat ein Gärtner seine Zelte aufgebaut und der hat so tolles Tannengrün und so schöne Mistelzweige, da werde ich mir etwas einpacken. Denn ich gebe dir vollkommen recht, die Zweiglein gehören einfach dazu. Deine Zweige sind echt klasse, eine gute Ausbeute, hast du toll gemacht. Manchmal muss man einfach Glück haben und schnell sein, lächel.

    LG

    Barbara

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  4. ...an diese Geschichte wirst du wohl immer denken, liebe Gretel,
    wenn du Misteln hoch oben im Baum siehst...und dankbar sein, dass er es so gut gemeistert hat...

    lieber Gruß Birgitt

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  5. Diese Geschichte bleibt immer und das Restzweiglein dazu finde ich ganz rührend.

    Liebe Grüße - Monika

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  6. Ach, Du kluges Weib... Die Geschichte und der Spruch, das werd ich auch nie vergessen <3 So schön, so rührend. Und so mutig!

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  7. Anonym21.11.14

    Glück muss man haben...wirklich...Und nun wünsche ich jedem das Glück, mit dir unter dem Mistelzweig zu stehen...;-). LG Lotta.

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  8. ....den Zweig hätte ich auch aufgewahrt....Kinder kennen oft keine Angst, was manchmal auch gut so ist, die Betonung liegt auf manchmal.....ist aber ja alles gut gegangen....
    Ich wünsche Dir ein schönes gemütliches Wochenende, Ophelia

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  9. Liebe Gretel,
    darf ich mich ein wenig mit dir mitfreuen, über diesen wundervollen Mistelzweig. Auf meinem Apfelbaum wächst einer und ich sollte ihn schön längst entfernt haben, tue ich aber nicht. Dann hat der Baum irgendwann eben einen Ast weniger - so denke ich.
    Eine kleine Antwort zu den Physalis. Ich habe sie immer wieder in meinem Garten. Sie wuchern wie Unkraut, werden stattliche Gesellen - das Problem ist nur, dass man sie wirklich früh im Jahr vorziehen muss, weil sie so lange zum Ausreifen brauchen. Leider reifen die Grünen - so meine Erfahrung - nach dem Ernten nicht nach. Ich bin aber mehr als froh, wenn jemand einen Tipp dafür hat.
    Hab einen wundervollen Sonntag
    Elisabeth

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